Ich öffne eure Gräber
Lectio divina zu Ez 37,12b-14
Erste Lesung am Fünften Fastensonntag
12b So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zum Ackerboden Israels. 13 Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. 14 Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig und ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. Ich habe gesprochen und ich führe es aus – Spruch des HERRN.
Was sagt der Text?
– Der Lesungstext schließt den Abschnitt ab, in dem der Herr den Ezechiel die grandiose Vision von der Auferweckung der vertrockneten Gebeine sehen läßt. Es lohnt sich, das ganze Kapitel 37 zu lesen!
Israel befindet sich in der babylonischen Gefangenschaft, fern vom Ackerboden Israels. Es ist wie tot. In die Lethargie und Hoffnungslosigkeit hinein versichert der Herr durch den Propheten: Ihr werdet leben! Das Grab ist nicht das Letzte!
– Diese Botschaft ist so unglaublich, daß sie gleich zweimal ausgesprochen wird. V12 b-13 und
V 14a sagen das Gleiche: Ich mache euch lebendig, ich bringe euch in euer Land zurück – und dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. 14 b ist die abschließende Bekräftigung: Ich, der Herr, stehe zu meinem Wort.
Was sagt der Text mir?
– So viele Menschen können in diesen Tagen noch nicht einmal an den Gräbern ihrer Toten stehen! So viele sind wie gelähmt, hilflos und bangen um ihre Zukunft. Die Lesung verspricht: Es gibt ein Morgen. Nicht nur für uns, die gerade von vielem abgeschnitten sind. Es gibt Leben sogar für die Toten.
– Der Herr erklärt feierlich: Ich bringe euch zurück in euer Land, auf euren Ackerboden. Es wird die Zeit kommen, in der wir wieder wie gewohnt arbeiten können, in der wir unseren Lebensunterhalt verdienen können, von unserer eigenen Hände Arbeit leben.
– „Zurück“ – das ist auch das Motto der vorösterlichen Zeit. Buße, Umkehr sind eine Bewegung auf Gott hin. Er ist das Leben, und er gibt das Leben.
Er sehnt sich danach, daß wir ihm glauben: Du sollst leben.
Was antworte ich dem Herrn?
Herr der Welt, du hast zu den Propheten gesprochen, damit dein Volk an dich glauben kann und im Glauben an dich das Leben hat. Gib uns deinen lebendigmachenden Geist, damit wir dir vertrauen. Mach uns stark und bereit, als deine Kinder Leben für andere zu ermöglichen. Bewege uns zum Zeugnis für dich, der mit uns geht, immer und überall.
Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann heute das neu aufbrechende Leben wahrnehmen – in den sich entfaltenden Blättern an Bäumen und Büschen, in Blumen und Blümchen, im frischen Grün einer Wiese.
– Ich kann mich heute mit Farben umgeben – in meiner Kleidung, indem ich das Essen garniere, wenn ich ein Bild male oder ausmale.
– Ich kann heute – wenn ich auf dem Land bin – Ackerboden betrachten.