Es ist nicht gut, daß der Mensch allein ist


Lectio divina zu Spr 31, 10–13.19–20.30–31
Erste Lesung am 33. Sonntag im Jahreskreis

10 Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert. 11 Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie und es fehlt ihm nicht an Gewinn. 12 Sie tut ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens. 13 Sie sorgt für Wolle und Flachs und arbeitet voll Lust mit ihren Händen. 19 Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, ihre Finger fassen die Spindel. 20 Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände dem Armen. 30 Trügerisch ist Anmut, vergänglich die Schönheit, eine Frau, die den HERRN fürchtet, sie allein soll man rühmen. 31 Gebt ihr vom Ertrag ihrer Hände, denn im Stadttor rühmen sie ihre Werke!

Was sagt der Text?
Das Buch der Sprichwörter beginnt und endet mit dem Hinweis auf die Gottesfurcht: Spr 1,7 Die Furcht des HERRN ist Anfang der Erkenntnis. In unserem Text am Ende des gesamten Buchs: Eine Frau, die den HERRN fürchtet, sie allein soll man rühmen. Erscheint am Beginn die Weisheit als eine Frau, die zur Erkenntnis und gutem Leben einlädt, steht nun am Ende wieder eine Frau – vorbildlich und aller Ehren wert.
V 10-11: Die „tüchtige Frau“ wird gelobt und ihr Wert wird hervorgehoben. Es lohnt sich, nach einer solchen zu suchen.
V 12-20: Es wird konkret aufgezählt, was die tüchtige Frau tut. Es ist eine ganze Menge. Sie beschäftigt sich den ganzen Tag. Sie hat Freude an der Arbeit, kann vieles. Weil Ihr Geschäft Erfolg hat (das ist in den fehlenden Versen zu lesen), gibt sie auch den Armen davon ab.
V 30-31: Das Lob und die Anerkennung vom Beginn des Textes werden wiederholt.
Wir haben also eine klassische Gliederung: Anfang und Ende als Klammer mit dem gleichen Thema, Hauptteil dazwischen mit der Erläuterung und Konkretisierung des Themas.

Was sagt der Text mir?
– Die emsige Arbeit bringt Gewinn: Für den Ehemann, für die Armen – und für die Frau selbst. Sie findet Befriedigung und Bestätigung in ihrer Arbeit. Wie gut ist es, eine Arbeit zu haben, die anderen nützt, sinnvoll ist und mir selbst Freude macht! Wie wichtig ist es, für die eigene Arbeit bedankt und gelobt zu werden! Was für ein Glück, wenn man sich aufeinander verlassen kann.
– Die tüchtige Frau im Text scheint ein Multitalent zu sein. Ich kann nicht alles – aber ich habe, wie jeder Mensch, eine Menge von Gaben. Manche kann ich entfalten, andere nicht …
– Der äußere Schein ist nicht entscheidend. Im Zusammenleben ist es oft so, daß Menschen keine Chance bekommen, weil sie anders sind als die „Normalen“, weil sie einem gängigen Ideal nicht entsprechen. Vorurteile bestimmen uns – und sie berauben uns vermutlich der Möglichkeit, tolle Leute kennenzulernen.

Was antworte ich dem Herrn?
Herr, unser Gott, du hast jede und jeden mit guten Gaben beschenkt. Hilf  jedem Menschen, daß sie oder er die eigenen Talente entdecken und entfalten kann, damit aus dem Beitrag der einzelnen alle Nutzen haben, damit das Leben für alle schön sein kann.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann heute etwas Unscheinbares in der Natur oder zu Hause genauer in den Blick nehmen. Was wird sichtbar? Wie funktioniert es?
– Ich kann mich heute hinsetzen und zehn Sachen aufschreiben, die ich wirklich gut kann.
– Ich kann heute Lob aussprechen.