Wer liebt, muß singen (Augustinus)

NachrufbildUnsere Schwester
Angela Gertrud Gemander

geboren am 15. September 1931
Profess am 5. Juni 1957
gestorben am 20. Mai 2020

ist heute, am Vortag des Festes der Himmelfahrt Christi,
aus diesem Leben in das Leben der kommenden Welt
hinübergegangen.

Schwester Angela war eine echte Oberschlesierin, warmherzig, temperamentvoll und aufgeschlossen. Sie kam in Schönwald / Krs. Gleiwitz zur Welt. Den Schulbesuch musste im siebenten Schuljahr wegen der Flucht der Familie aus Schlesien unterbrechen. Nach der Ankunft in Mecklenburg konnte sie ihre Schulausbildung 1946 in Wredenhagen / Krs. Röbel beenden. Anschließend lernte sie im Haushalt eines Forstmeisters Hauswirtschaft und war dann vier Jahre in der staatlichen Forstwirtschaft als sogenannte „Kulturarbeiterin“, Büroangestellte und Stenotypistin tätig. Eine zeitlang hegte sie den Wunsch, Sängerin zu werden; sie sang und spielte Gitarre bei Veranstaltungen und Kulturprogrammen. Während eines Exerzitienkurses erlangte sie jedoch Klarheit über ihre klösterliche Berufung. Das gesungene Chorgebet und die Pflege des Chorals gaben ihr die entscheidende Motivation für die Wahl der benediktinischen Lebensform.

Am 8. September 1954 trat sie in Alexanderdorf ein und wurde am 18. Mai 1955 als Schwester Angela eingekleidet. Am Fest des hl. Bonifatius 1957 legte sie die Triennalprofess ab; 1960 folgte die feierliche Profess.

Ihr erster Arbeitsbereich wurde die Hostienbäckerei. Später wechselte die mit Feld und Wald vertraute Schwester in die Landwirtschaft und wirkte in Garten und Stall. Für Tiere zeigte Schwester Angela eine ganz besondere Liebe und Begabung. Hühner, Kühe und Schweine gediehen unter ihrer Hand so gut, dass sie für ihre Erfolge bei der Schweinemast oft einen Sonderpreis erzielte. Als die Landwirtschaft und Nutztierhaltung ab 1969 schrittweise aufgegeben wurden, bekümmerte sie dies sehr. Sie versorgte später meist ein bis zwei Katzen, die ihr stets liebevoll anhingen. 1980 übernahm sie die Wäscherei, in der sie bis kurz vor ihrem Lebensende tätig war.

Schwester Angela war eine leidenschaftliche Pilzsammlerin. Bei günstiger Herbstwitterung fuhr sie bisweilen mit einem Handwagen in den Wald und lieferte so manche Pilz-Mahlzeit an die Klosterküche. Sogar als sie, bereits über 80jährig, auf einen Rollator angewiesen war, brach sie noch mit dieser Gehhilfe gelegentlich zu einer Pilztour auf.

In den 66 Klosterjahren bereicherte Schwester Angela unsere Gemeinschaft durch ihre gute Stimme und ihr musikalisches Talent. Schon ein Jahr nach dem Klostereintritt wurde sie Mitglied der Schola und blieb es über 40 Jahre lang bis zu einer Lungenoperation im Jahr 1991. Ihr gekonntes einfühlsames Gitarrenspiel war bei Festen und beim gemeinschaftlichen Singen gefragt. Sie konnte gute Stimmung verbreiten und war in ihrer unkomplizierten, freundschaftlichen Art sehr geschätzt.

Ab 2018 blieb sie mit 87 Jahren nach zwei schweren Operationen geschwächt.

Am 20. Mai 2020 rief sie der Herr über Leben und Tod in seinen himmlischen Chor – fünf Wochen nach dem Heimgang unserer Schwester Mirjam, der sie seit Pfarrjugendzeiten verbunden war und mit der sie alle Höhen und Tiefen eines langen Klosterlebens geteilt hat. Mögen sie nun gemeinsam in das ewige Halleluja einstimmen.