Du sollst ein Segen sein

Lectio divina zu Gen 12,1-4a
Erste Lesung am Zweiten Fastensonntag

1 Der HERR sprach zu Abram: Geh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde!
2 Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen.
Ein Segen sollst du sein.

3 Ich werde segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den werde ich verfluchen. Durch dich sollen alle Sippen der Erde Segen erlangen.

4 Da ging Abram, wie der HERR ihm gesagt hatte.

Wa sagt der Text?
– V 1 und V4 bilden die Klammer: Der Herr sagt: Geh fort! – Abram geht los.
V 2 und 3 Der Herr macht dem Abram verschiedene Verheißungen.
– Die Verheißungen betreffen zum einen Abram als einen Menschen, der noch Wünsche offen hat: Nachkommenschaft, gutes Auskommen durch Gottes Segen, ein großer Name – Ansehen.
Andererseits wird Abram in Dienst genommen, damit Gottes Segen alle Menschen erreicht. Dafür steht der Herr selber für ihn ein: Wer gegen Abram ist, dem tritt Gott entgegen. „Fluch“ ist ein starkes Wort!
– Mit der Berufung Abrams beginnt die Heilsgeschichte des auserwählten Volkes. Ein neuer Anfang nach den Erzählungen der Urgeschichte mit Schöpfung, Sündenfall, Sintflut und Turmbau zu Babel. Erst in Gen 17,5 erhält Abram vom Herrn selbst den Namen „Vater der Menge“ – Abraham.

Was sagt der Text mir?
– Alles, was Abram vertraut ist und was sein Leben ausmacht – in drei Sammelbegriffen beschrieben – soll er eintauschen in ein Land, das ihm erst noch gezeigt werden soll. Das ist eine Zumutung!
Aber man gibt Gott nicht Alles für Nichts. Was er in Aussicht stellt, ist attraktiv. Trotzdem – muß man nicht gut überlegen, die Risiken abwägen? Abram in seiner Entschiedenheit und Konsequenz beeindruckt mich.
– Ich höre die Frage: Bist du bereit für Neues? Reicht dein Vertrauen, daß du dich auf unbekannte Wege einläßt?
– Und was traue ich Gott zu, das er für mich Gutes tut?

Was antworte ich dem Herrn?
Gott, der du zu Abraham gesprochen hast, mach mich, mach die Kirche hörsam für dein Wort. Du sprichst auch heute zu uns und berufst uns dazu, ein Segen zu sein. Laß den Glauben wachsen und die Liebe zu den Menschen, die du durch uns erreichen willst.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann heute wahrnehmen, wenn ich das Haus, die Wohnung verlasse:
Wer oder was kommt auf mich zu?
– Ich kann heute darauf achten, wem ich ein Versprechen gebe.
– Ich kann heute Situationen anschauen, in denen ich mich anderen anvertraue. Das fängt beim Essen an, das andere gekocht haben, geht über die Mitagierenden im Straßenverkehr oder die Fahrer in den öffentlichen Verkehrsmitteln bis zum abendlichen Fernsehprogramm: Was lohnt sich, das ich es anschaue?