Kauft, Leute, kauft!
Lectio divina zu Jes 55,1-3
Erste Lesung am 18. Sonntag im Jahreskreis
1 Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser!
Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und esst,
kommt und kauft ohne Geld und ohne Bezahlung Wein und Milch!
2 Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt,
und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht?
Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen
und könnt euch laben an fetten Speisen!
3 Neigt euer Ohr und kommt zu mir, hört und ihr werdet aufleben!
Ich schließe mit euch einen ewigen Bund:
Die Erweise der Huld für David sind beständig.
Was sagt der Text?
Die Verse leiten das letzte Kapitel des sog. Deutero-Jesaja ein. Dieser zweite Teil des Jesajabuchs spricht den Juden im babylonischen Exil Mut zu: Ihr werdet in euer Land zurückkehren. Der Herr wird euch eine Zukunft geben.
Der Text ist voll von Imperativen, eindringlichen Einladungen, die der Herr selbst ausspricht. Alle sind angesprochen: Kommt! Es gibt eine Steigerung vom Lebensnotwendigen – Wasser und Brot – hin zum üppigen Mahl.
In V 1 ist alles gratis. V 2 beginnt mit einer quasi rhetorischen Frage und zeigt einen Weg, weg von den eigenen Mühen, deren Ertrag nicht wirklich sättigt, hin zum Herrn, der an den gedeckten Tisch ruft.
V 3 Der Herr lockt: Er will, daß die Leute kommen und auf ihn hören. Das geht über die leibliche Speise hinaus. Das ist der eigentliche Lebensreichtum. Und das entspricht dem, was er schon immer getan hat für sein Volk. Das entspricht dem Bund, den er mit David schloß, an dem er festhält und den er für die Eingeladenen erneuern will.
Was sagt der Text mir?
– Als erstes beeindruckt der Herr, der wie ein Marktschreier anpreist, was er unter die Leute bringen will. Er macht Versprechungen, die nach Schlaraffenland klingen: Kaufen ohne Geld. Bei Gott geht das. Glaube ich daran?
– Die Mühe für Dinge, die nicht satt machen. Schneller, höher, weiter. Für mehr Besitz, mehr Ehre, mehr Spaß. Ist das Leben? In unserer Zeit finden viele zu der Einsicht, daß weniger mehr sein kann. Qualität statt Quantität. Konsum, koste es, was es wolle – da bleibt oft eine Leere – und für die Leute in den Billiglohnländern fällt höchstens ein karges Auskommen ab, noch dazu unter was für Arbeitsbedingungen!
– Der Text gibt auch eine Versicherung ab für Menschen, die keine Perspektive für sich haben. Der Herr sagt: Ich stehe zu meinem Wort – wie vor tausenden Jahren, so auch heute. Wie für David in Jerusalem, so auch für dich und dich.
Was antworte ich dem Herrn?
Gott, durch alle Zeiten hindurch hast du die Menschen eingeladen, dich zu suchen und bei dir Leben, Freude, Frieden zu finden. Stärke in uns den Glauben, daß es deine Freude ist, uns zu beschenken, daß du nichts lieber tust, als deine Gaben in Fülle auszuteilen. Schärfe unseren Blick für Bedürfnisse und Nöte, damit wir dir zum Lob selbst schenkende Menschen werden.
Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann heute einen gedeckten Tisch genießen.
– Ich kann heute einem Bittenden eine Spende geben.
– Ich kann heute beim Gottesdienst die Kommunion empfangen als das Brot, das wirklich Leben gibt.