Laßt euch überraschen!

Lectio divina zu Jes 55,6-9
Erste Lesung am 25. Sonntag im Jahreskreis

6 Sucht den Herrn, er läßt sich finden, ruft ihn an, er ist nah!
7 Der Frevler soll seinen Weg verlassen, der Übeltäter seine Pläne.
Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm,
und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen.
8 Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken
und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des Herrn.
9 So hoch der Himmel über der Erde ist,
so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege
und meine Gedanken über eure Gedanken.

Was sagt der Text?
Der Abschnitt findet sich am Ende des Zweiten Jesajabuchs. Es ist an die Juden im Exil in Babylon gerichtet und spricht ihnen Mut zu, auf die Hilfe Gottes zu vertrauen.
V 6-7 Es wird versichert: Gott ist nahe, man soll zu ihm umkehren, die alten Wege, die ins Verderben führten, verlassen. Sein Wollen und Wirken ist auf Verzeihen gerichtet,
8-9 denn er ist ganz anders als die Menschen. Was er tut, übersteigt alles, was sie sich vorstellen können.

Was sagt der Text mir?
– Auf Gott vertrauen, auch dort, wo alles am Ende zu sein scheint – Wie geht das?
– Glauben, daß er Schuld verzeiht, neue Anfänge ermöglicht. Dafür ist es nötig, „umzukehren“, die andere Richtung – auf ihn hin – in den Blick zu nehmen.
– Gott ist anders. Gott ist größer. Meine Vorstellungskraft reicht nicht aus, das zu verstehen. Aber es kann mir einen weiten Raum öffnen, in dem ich lernen kann, IHM alles zuzutrauen.

Was antworte ich dem Herrn?
Gott, im Wort der Schrift bezeugen uns die Väter und Mütter im Glauben, daß du dich um deine Geschöpfe sorgst, daß du nach denen siehst, die mit ihren Möglichkeiten am Ende sind. Wir können dich nicht angemessen loben. Wir danken dir mit kleinen Worten. Du nimmst uns an. Schenke deine Gnade und deinen Frieden allen, die deine Hilfe brauchen.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann jemanden rufen – oder anrufen. Dabei kann ich mich daran erinnern, daß Gott für mich immer zu sprechen ist.
– Ich kann heute mich heute überraschen lassen, wenn etwas anders kommt, als ich es erwartet habe.
– Ich kann heute einen Weg in den Blick nehmen – und den Himmel der sich darüber ausspannt.