Lebe deinen Traum!

Lectio divina zu Mt 1,18-24
Evangelium am Vierten Adventssonntag

18 Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. 19 Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.
20 Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. 21 Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. 22 Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: 23 Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.
24 Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.

Was sagt der Text?
V 18-19 beschreiben die Situation: Josef ist ein gerechter und besonnener Mann. Er erwägt, wie er reagieren soll, als er merkt, daß Maria schwanger ist. Er sucht nach einer Möglichkeit, daß sie unbehelligt bleiben kann.
20-23 In einem Traum ermutigt ihn ein Engel, zu seiner Verlobten zu stehen und das Kind als gesetzlicher Vater anzunehmen: Das alles ist Gottes Wille. In diesem Kind wird Gott seine Verheißungen für Israel erfüllen. Der Engel spricht ihn als „Sohn Davids“ an. Damit wird der Bezug zum vorangehenden Stammbaum Jesu hergestellt. (Mt 1,17) Durch Josef wird auch das Kind, das er als Sohn annimmt, Davidssohn sein.
24 Josef folgt wie selbstverständlich dem, was er im Traum erlebt hat.
– Im Matthäusevangelium steht am Anfang das JA Josefs! Er ist einer, der offen ist für Gott – ein Gerechter. Er spricht kein einziges Wort, aber er lebt das JA.
– Der Herr, der im Engel zu ihm spricht, baut ihm eine Brücke, damit er sich entscheiden kann. Sein Wort an Josef beginnt mit dem „Fürchte dich nicht“, das immer dort begegnet, wo Gott sich einem Menschen offenbart.
– Der Bezug auf Jes 7,14 ist das erste von vielen Zitaten aus der Bibel Israels, mit denen der Evangelist die Person Jesu erklären will. In ihm ist der Gott unter den Menschen, der sich dem Mose am Dornbusch offenbart hat. (Ex 3,14) Vgl. Mt 18,20 und Mt 28,20.

Was sagt der Text mir?
Schon am Anfang steht alles auf der Kippe. Die angespannte Situation wird gelöst, indem Josef seinem Traum Glauben schenkt und sich von ihm in seinem Handeln leiten läßt. Es gibt Wirklichkeit, die sich dem rationalen Denken entzieht – Träume, Intuition, Bauchgefühl.
Wie weit kann ich mich darauf verlassen? Wo ist die Grenze dafür? Was hat das Unbewußte mit dem Verstand zu tun, dem ich ja auch verpflichtet bin?
Was Josef hier erlebt – erlebt es nicht jeder und jede?
Wie reagiere ich darauf, wenn mich jemand enttäuscht – Wir sind geschiedene Leute (?)
Wäre nicht viel gewonnen, wenn Zeit bliebe, alles zu erwägen – die Umstände des Geschehenen und die möglichen Folgen meiner Reaktion?
Josef ist ein Großer in der Geschichte Gottes mit den Menschen. Er taugt zum Vorbild für das tägliche Leben.

Was antworte ich dem Herrn?
Ich möchte hörsam sein, Gott. Ich möchte wach sein für die Gelegenheiten, in denen du dich in meinem Leben ins Spiel bringst.
Ich danke dir für alle Menschen, die schon oft Entscheidendes in meinem Leben bewegt haben. Ich danke dir für alle, die anderen zum „Engel“, zum Boten werden.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann die in diesen Tagen allgegenwärtigen Engelfiguren wahrnehmen.
– Ich kann mich an einen Traum erinnern, der für mich von Bedeutung war, weil ich ihn als Botschaft angenommen habe.
– Ich kann aufmerksam dafür sein, wer mir heute was mitteilt.