Mach mich zum Werkzeug DEINES Friedens

Lectio divina zu Röm 15,4-9
Zweite Lesung am Zweiten Adventssonntag

4 Alles, was einst geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den Trost der Schriften Hoffnung haben.
5 Der Gott der Geduld und des Trostes aber schenke euch, eines Sinnes untereinander zu sein, Christus Jesus gemäß,
6 damit ihr Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einmütig und mit einem Munde preist.
7 Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes!
8 Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen
Diener der Beschnittenen geworden, um die Verheißungen an die Väter zu bestätigen; 9 die Heiden aber sollen Gott rühmen um seines Erbarmens willen, wie geschrieben steht: Darum will ich dich bekennen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.

Was sagt der Text?
– V 4 Die Schrift ist ein Lehrbuch, Lernziele sind Geduld und Trost.
Aus diesen Gottesgaben erwächst die Hoffnung der Glaubenden.
5-7 Paulus erbittet für die Gemeinde in Rom Einmütigkeit,
weil sie  das kraftvolle Gotteslob ermöglicht.
Sie macht die Gemeinde zu einem Raum, in dem „einer den anderen annimmt“. Jesus selbst hat das vorgelebt:
Er hat alle angenommen, so, wie sie zu ihm kamen.
8-9 Die grundlegende Einheit in der Gemeinde besteht darin, daß Juden und Heiden in ihr Heimat haben. Jesus hat sie alle berufen.

Der Abschnitt findet sich am Ende der theologischen Erörterungen des Römerbriefs. Mit der nochmaligen Anführung der Frage nach dem Verhältnis von Juden und Heiden schließt Paulus das Thema des ganzen Briefs „Gottes Gerechtigkeit allein aus Gnade und aus Glauben“ ab.

2. Was sagt der Text mir?
Einander annehmen – Einswerden – Einssein – Ganzsein.
Ist das nicht eine tiefe Sehnsucht im Menschen?
Birgt sie nicht eine Kraft, vielleicht DIE Kraft, die uns grundlegend antreibt in unseren Gedanken, Worten und Werken?
Die Gegensätze finden zusammen. Entspannung ist möglich.
Jeder und alles darf sein.
Ich muß nicht mehr kämpfen.
Frieden – Schalom.

3. Was antworte ich dem Herrn?
Herr, mache mich zu einem Werkzeug DEINES Friedens.
Nicht, daß ich verstanden werde, sondern daß ich verstehe.
Nicht, daß ich getröstet werde, sondern daß ich tröste.
Nicht, daß ich geliebt werde, sondern daß ich liebe.
(Nach Franz v. Assisi)

4. Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
Es kommt darauf an, mit einem ganz konkreten Tun den Text (immer wieder) zu erinnern,
mit ihm in Verbindung zu bleiben.

– Ich kann heute beim Gesang im Sonntagsgottesdienst wahrnehmen, wie die Gemeinde im Gesang zusammenklingt.
– Ich kann heute Geduld üben – wenn es sich ergibt, daß ich irgendwo warten muß.
– Ich kann heute auf Menschen achten, die ganz anders sind als ich selbst – und sie als Menschen achten.