Empfangt den Geist!


Lectio divina zu Joh 20,19-23

Evangelium am Pfingstsonntag

19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Was sagt der Text?
Diese Evangeliumslesung führt – ein weiteres Mal – vor Augen, daß im Johannesevangelium, anders als bei Lukas, alle Aspekte des Ostergeschehens zusammengehören: Passion und Erhöhung Jesu, Auferstehung und Geistsendung. Es gibt eine Zeitangabe, aber der Ort des Geschehens bleibt unbezeichnet. Die „verschlossenen Türen“ können überall sein. V 19-20: Jesus kommt in die Mitte der Jünger, wünscht den Frieden und gibt sich zu erkennen. V 21-23: Jesus wiederholt den Friedensgruß, gibt den Jüngern den Sendungsauftrag und rüstet sie mit dem Heiligen Geist für diese Aufgabe aus. Die Geistbegabung durch Anhauchen entspricht der Erschaffung des Menschen in Gen 2,7.

Was sagt der Text mir?
– Jesus macht hinter den verschlossenen Türen die Jünger zu neuen, lebendigen Menschen. Unsere Gottesdienste in den Innenräumen der Kirche dürfen von Freude und lebendiger Frische sein!
– Der Ort der Sündenvergebung war in der frühen Kirche die Taufe. Das Bußsakrament lag noch in weiter Ferne. Wenn wir als Getaufte vergeben – dürfen wir darauf vertrauen, daß Gottes Geist Neues durch uns schafft.
– Jesus sendet die Jünger, wie der Vater ihn gesandt hat. Wir setzen sein Werk in der Welt fort. Wir sind Zeugen, daß Gott für alle am Werk ist. Wir können heilend, befreiend, belebend unter den Menschen wirken.

Was antworte ich dem Herrn?
Gott, Schöpfer der Welt, dein Geist erfüllt alles mit Leben. Gib uns von seinen guten Gaben, damit wir aus unseren verschlossenen Räumen hinausgehen und allen verkünden: Jesus ist der Herr, der uns alle verbindet und uns das Himmelreich eröffnet.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann mich heute an der kraftollen Lebendigkeit in der Natur freuen, am üppigen Grün der Bäume und Sträucher, an der Buntheit, von allem, was blüht, am Gesang der Vögel …
– Ich kann wahrnehmen, wenn ich vom geschlossenen Raum nach draußen gehe.
– Ich kann heute einmal auf das Kommen und Gehen meines Lebensatems achten.