Ein Traum wird wahr


Lectio divina zu Lk 4,14-21

Evangelium am Dritten Sonntag im Jahreskreis

14 Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. 15 Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. 16a So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. 16b Als er aufstand, um vorzulesen, 17 reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: 18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze 19 und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. 20 Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. 21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.

Was sagt der Text?
Der Text ist in der Leseordnung mit dem Prolog des Lukasevangeliums (hier nicht genannt) zusammengenommen. V 14-16a: Jesus kommt in seine Heimatstadt Nazareth, vom Jordan (Taufe und Geistempfang) und aus der Wüste (Versuchung durch den Teufel). In den Synagogen Galiläas hat er sich schon einen Ruf als Lehrer erworben V 16b-19: Als Mitglied der Gemeinde steht ihm die Lesung zu. Er „findet“ (durch göttliche Eingebung?) im Jesajabuch Verse, die ihm als Anknüpfungspunkt für seine Predigt dienen. Lk zitiert Tost- und Verheißungsworte, die in bedrängter Zeit an Israel gerichtet, nun sein eigenes Wirken bezeichnen: Umfassende Erlösung für die Leidenden. V 20-21: Wie die Lesung begann, so endet sie nun in umgekehrter Reihenfolge. Dadurch wird die Bedeutung des Jesajazitats unterstrichen. Die Spannung steigt: Alle warten darauf, was Jesus jetzt zum Text sagen wird. Es ist so schlicht wie gewaltig: Heute hat sich das erfüllt. Die Ich-Form der Jesajaverse identifiziert ihn als den, der die ersehnte Erlösung wirklich bringt.

Was sagt der Text mir?
− Im ganzen Lukasevangelium ist der Heilige Geist die Kraft, die alles im Leben Jesu bewegt. Wenn ich glaube, daß ich den Geist in der Taufe empfangen habe, dann legt sich nahe, daß ich, gute Erfahrungen, Heilung, Sendung im Namen Jesu für andere verwirklichen kann.
− Die Szene stellt uns Jesus als Juden unter Juden im jüdischen Gottesdienst vor Augen. In der kommenden Woche begehen wir am 27. Januar den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Wir können dabei erinnern, daß wir auf den Wurzeln des ersterwählten Gottesvolks stehen.
− „HEUTE“ ist ein lukanisches Schlüsselwort (Lk 2,11; 19,5.9; 23,43). HEUTE ist ein unendlich kostbarer Tag. Jesus ist da und schenkt sich als der Heiland für jede und jeden von uns. „Heute hat es sich erfüllt“ – glaube ich das?

Was antworte ich dem Herrn?
Herr Jesus, wenn ich dich sehe, wie du deinen Segen und deine heilende Kraft für alle anbietest, dann fühle ich mich geborgen. Dann geht es mir einfach gut bei dir. Laß alle, die durch die Taufe mit dir verbunden sind, Zeugen sein für deine Güte, damit die Menschen, mit denen wir leben, aufatmen können.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
− Ich kann heute ganz bewußt ein Buch aufschlagen. Welche Botschaft kann ich für wen lesen?
− Ich kann heute mit Bedacht eine Tür aufschließen – und dabei an Befreiung denken – für wen besonders?
− Ich kann beim Umblättern / Abreißen des Kalenders auf das HEUTE achten, das mir geschenkt ist.