Auserlesen


Lectio divina zu Joh 15,9-17

Evangelium am Sechsten Sonntag der Osterzeit

9 Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! 10 Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. 11 Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. 12 Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. 13 Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. 14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. 15 Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. 16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. 17 Dies trage ich euch auf, dass ihr einander liebt.

Was sagt der Text?
Der Text setzt die Evangeliumslesung des vergangenen Sonntags fort. V 9-12: Die Gemeinschaft mit Jesus verwirklicht sich im Halten seiner Gebote. Am Ende des Abschnitts: Der Auftrag „Liebt einander“. V 13: Der einige Satz, der nicht als direkte Anrede – „ihr“ – formuliert ist, wie ein Lehrsatz: Die größte Liebe. V 14-15: Nicht mehr Knechte, sondern Freunde. Jesus läßt die Jünger teilhaben an seinem Verhältnis zum Vater. V 16-17: Er hat sie erwählt, damit sie bleibende Frucht bringen. Die Bitte im Namen Jesu wird der Vater bei ihrem Einsatz erhören. Am Ende des Abschnitts: Der Auftrag „Liebt einander“. Der ganze Text spricht von der Einheit Jesu mit dem Vater und davon, daß die Jünger, wenn sie bei Jesus bleiben, in diese Gemeinschaft eingeschlossen sind.

Was sagt der Text mir?
– An dem Auftrag „Liebt einander!“ kommt man bei dieser Lesung nicht vorbei. Es geht um das Innen der Gemeinde. Da stehen wir alle auf dem Prüfstand: Wie ist das Klima bei uns? Was liegt mir an denen, die wie ich dazugehören, weil sie Von Jesus erwählt sind?
– „Erwählung“ – Ich bin gemeint! Wie zufrieden, froh, dankbar war ich, wenn ich als Kind in eine Mannschaft gewählt wurde – weil man mir etwas zugetraut hat. Weil Jesus mir etwas zutraut, hat er mich in seine Gemeinde gerufen.
– Jesus hat die größte Liebe erwiesen, sein Leben für seine Freunde hingegeben. Aber wir? Vielleicht ist es kleine Währung, aber es wird getan, und auch wir können es. In jedem von mir Absehen zugunsten der anderen. Da sind wir in der Nachfolge Jesu.

Was antworte ich dem Herrn?
Jesus, du hast uns durch die Taufe in deine Gemeinde eingefügt. Du hast uns erwählt, als deine Freunde Frucht zu bringen für das Reich Gottes. Verbinde uns untereinander in deiner Liebe und bewege uns dazu, daß wir uns aufmachen, daß wir anfangen, mit dir die Einladung zum Leben zu verkünden.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann heute beim Gottesdienst staunen, wer alles, wie ich „erwählt“ ist – die Schwestern und Brüder anschauen, offen, freundlich.
– Ich kann heute einmal etwas mit Hingabe für jemand tun, das gut für sie / ihn ist.
– Ich kann heute das Kleine, das Wenige, das Unscheinbare wertschätzen. Das ist es, worin ich die große Liebe schenken kann.