Der erste Stein bleibt aus


Lectio divina zu Joh 8,1-11

Evangelium am Fünften Fastensonntag

13 Denn es gibt keinen Gott außer dir, der für alles Sorge trägt; daher brauchst du nicht zu beweisen, dass du gerecht geurteilt hast. … 16 Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit und deine Herrschaft über alles lässt dich alles schonen. 17 Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du die anmaßende Auflehnung. 18 Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit großer Schonung; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. 19 Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen und Töchtern die Hoffnung geschenkt, dass du den Sündern die Umkehr gewährst.

Was sagt der Text?
Der Abschnitt ist Teil eines langen Gebets, in dem der fiktive Urheber des Weisheitsbuchs, König Salomo, über das Wirken der Weisheit in der Welt und in der Geschichte an seinen Gott richtet. Es wird deutlich daß das Wirken dem Handeln Gottes entspricht.
Der Beter ehrt ihn indem er anerkennt, wer er ist und was er tut: Der Herr, der Salomo zum König gemacht hat, ist der Einzige. Er ist stark und mächtig. Zugleich ist er gerecht. Die Menschen erfahren ihn je nachdem, wie sie selbst sich verhalten – richtend oder mild.
V 19 stellt das Agieren Gottes als Vorbild für alle hin, die sich nach ihm richten, für „die Gerechten“. Sie sollen selbst menschenfreundlich sein und die Hoffnung nicht aufgeben – auch die Hoffnung für die Sünder nicht.

Was sagt der Text mir?
– So, wie es hier zu hören oder zu lesen ist, kann man spontan zustimmen: Ja, das ist Gott. Er ist gerecht. – Aber was ist Gerechtigkeit? Hier wird deutlich: Nicht für jeden und alle zusammen das Gleiche, sondern für jede und jeden das, was ihm oder ihr zukommt.
– Die Hoffnung für die Sünder. Niemanden abschreiben. Darauf bestehen: Es gibt keinen hoffnungslosen Fall. Das ist kaum vorstellbar, denn immer wieder gibt es die Erfahrung, daß noch so großes Bemühen ohne Erfolg bleibt.
Es ist wunderbar, versichert zu bekommen: Gott hat mit jedem und jeder von uns unendliche Geduld.
– Im Text wird Gott nach der Erfahrung des Betenden beschrieben. – Wer ist er für mich? Wie hat er sich bereits in meinem Leben erfahrbar gemacht? Was kann ich von ihm sagen?

Was antworte ich dem Herrn?
Heute mit Worten von Janusz Korczak
Strahlender Gott.
Ich habe die Arme erhoben, die Augen weit geöffnet,
die Brust gereckt, den Mund zu einem Lächeln geöffnet,
die Stirn zum Himmel gerichtet.
Ich schaue, ich warte, ich lausche. In den Adern ist nicht Blut.
Was dann? Freude!

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann mich heute an einem Kinderlachen freuen.
– Ich kann heute ein Kerze anzünden und / oder ein Gebet sprechen für einen Menschen, dem ich gern helfen möchte und es nicht kann.
– Ich kann heute Nachsicht üben, wenn mir jemand mit seinem Verhalten schwer wird.