Du Schaf! – Was für eine Verheissung!

Lectio divina zu Joh 10,27-30
Evangelium am Vierten Sonntag der Osterzeit

27 Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. 28 Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. 29 Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. 30 Ich und der Vater sind eins.

Was sagt der Text?
Das heutige Evangelium am „Sonntag des Guten Hirten“ erreicht die Hörenden / Lesenden trotz der Kürze mit einer Aneinanderreihung von vielen einzelnen Sätzen. Knapp formuliert, erzeugen sie eine Dichte, die ein Gefühl der Sicherheit, Geborgenheit bewirken.
V 27-28: Jesus macht Aussagen über sich und das, was er für „seine Schafe“ bedeutet und tut. Jeder der kurzen Hauptsätze beginnt im griechischen Urtext mit einem „und“. Es sind Aussagen, die nur konstatieren: So ist es.
V 29: Der Rahmen dieser Aussagen ist ein Streitgespräch, in dem Jesus Anschuldigungen wegen seines Wirkens begegnet. Im Vers 26 unmittelbar vor unserem Text 26 konfrontiert Jesus die Ankläger: „Ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört.“ Jetzt spricht Jesus vom Vater: Er ist größer als alle. Niemand kann die Schafe, die der Vater ihm gegeben hat, aus der Hand reißen.
V 30: Dieses „Nicht-Entrissen werden können“, das V 27-28 und V 29 verbindet, ist in der Einheit von Jesus mit dem Vater begründet und deshalb sicher und verläßlich.

Was sagt der Text mir?
− Auf die Stimme Jesu hören. Wie geht das? Ihn kennenlernen im Lesen der Evangelien. Im Teilen des Worts in einem Bibelkreis. Im Behalten von Sätzen, die mir ins Herz fallen und damit im Alltag unterwegs sein.
− Der Kontext des Streitgesprächs macht deutlich: Es geht um nichts weniger als um Leben und Tod. Alles kommt darauf an, zu Jesus zu gehören.
− Wir können den Text als stärkende Zusage für uns hören. Niemand und nichts kann uns dem Leben, das Gott uns gibt, entreißen. Keine Anfeindung von „außen“ und keine Verwirrung innerhalb unserer eigenen Gemeinschaft.

Was antworte ich dem Herrn?
Herr Jesus Christus, du hast uns angenommen und aufgenommen in deine Gemeinde. Du willst uns ewiges Leben schenken. Gib, daß wir immer auf deine Stimme hören und erfüllen, was wir verstanden haben von deinem Wort. Berühre die Menschen mit deiner frohen Botschaft, und mach uns bereit, sie in Worten und Taten weiterzusagen.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
− Ich kann heute immer wieder auf Stimmen hören, die mein Ohr erreichen?
− Ich kann heute darauf achten, was ich in der Hand halte oder wie ich etwas aus der Hand gebe.
− Vielleicht kann ich heute Schäfchenwolken sehen. Wenn nicht, kann ich sie mit meinem inneren Auge in der Vorstellung sehen.