Meine Gnade genügt dir


Lectio divina zu 2 Kor 12,7-10

Zweite Lesung am 14. Sonntag im Jahreskreis

 7 Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. 8 Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. 9 Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. 9b Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. 10 Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

Was sagt der Text?
Der Text ist der „Narrenrede“ (2 Kor 11,16-12,13) entnommen. Am Ende des Zweiten Briefs an die Gemeinde von Korinth spricht Paulus seiner Berufung, von seinen Erfahrungen als Apostel des Herrn. Er hat viel durchgemacht, und viel Wunderbares und Großes wurde ihm geschenkt. V 7-9a Jetzt wird er sehr persönlich – er verrät ein Geheimnis: Ein „Stachel im Fleisch“ setzt ihm zu, den muß er annehmen, damit er „auf dem Teppich bleibt“, sich nicht überhebt. Paulus ist auch nur ein Mensch. Seine eindringliche Bitte an Gott (dreimal), ihn von dem Leiden zu befreien, erhält eine Antwort, die er irgendwann verstanden hat: V 9b-10 „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Und ich kann alles annehmen, wie es kommt

Was sagt der Text mir?
– Der „Stachel im Fleisch“ – wer kennt ihn nicht? Ein Leiden, ein Problem, irgend eine dumme Angewohnheit, etwas, das den Fluß des Lebens stört. Man wird es nicht los.
– Die Antwort Gottes: Meine Gnade genügt dir. ??? Was ist Gnade? Kraft zum Leben. Davon hat Paulus eine Menge abbekommen. Und wenn ich in mein eigenes Leben schaue, dann kann ich auch viel von dieser Gnade entdecken.
– Bei Gott ist einiges in unseren eigenen Erfahrungen und unseren Empfindungen gar nicht logisch zu verstehen. Die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. Auf jeden Fall haben dann unsere Schwächen ihren Sinn. Vielleicht liegt er darin, daß Gott wirken will, wo ich nicht mehr weiter kann.

Was antworte ich dem Herrn?
Herr, unser Gott, oft verstehen wir dich nicht. Oft möchten wir lieber gut dastehen als hilflos und bedürftig. In Jesu Leiden und Sterben, in seiner Auferstehung zeigst du uns, daß aus dem Scheitern und Sterben das wahre Leben ersteht. Stärke uns in diesem Glauben, damit wir mit uns selbst und mit den anderen geduldig und hoffnungsvoll mit unseren Schwächen und Fehlern den Weg in dein Reich gehen.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann heute etwas wertschätzen, bei mir, bei anderen, das mir mangelhaft erscheint. Vielleicht birgt es auch eine Kraft, eine Möglichkeit.
– Ich kann heute einmal im Geschirrschrank Angeschlagenes in den Blick nehmen.
– Ich kann heute Gottes Segen erbitten für Menschen, die chronisch krank sind oder die unter unter langen Folgen einer Corona-Infektion leiden.