Klare Verhältnisse?

Lectio Divina zu Lk 17,5-10
Evangelium am 27. Sonntag im Jahreskreis

5 Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! 6 Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen. 7 Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? 8 Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken. 9 Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? 10 So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Was sagt der Text?
V 5-6:
Jesus antwortet auf die Bitte der Apostel: Sogar ein Glaube, so groß wie ein Senfkorn, kann Wunderbares vollbringen. V 7-9: Ein Gleichnis in Form von drei rhetorischen Fragen – alle verstehen, was er sagt, alle können / sollen zustimmen. Es geht um das Verhältnis von Herr und Knecht – im Kontext der Bitte: Stärke unseren Glauben! Wer ist wer? V 10: „Bei euch“, d.h. die Apostel sollen sich als Knechte des Herrn betrachten. Ihre Sache ist es, dem Herrn zu dienen. Sie!, nicht der Herr, sollen sagen: Wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Was sagt der Text mir?
− Der kleine Senfkornglaube ist nicht nichts! Ohne Glauben, ohne Vertrauen hätte es wohl in der Menschheitsgeschichte keine Entwicklung, keine Entdeckung gegeben.
− Der Knecht kommt nicht zu kurz! Nach getaner Arbeit kann er essen und trinken. Die Frage ist: Der Apostel, die Jüngerin, die Glaubenden – können sie ihre Rolle im Dienst für den Herrn annehmen?
− Die Selbsterkenntnis: „Wir sind unnütze Knechte“ muß nicht klein machen, sondern, im Gegenteil, staunen lassen: Uns!, Mich! Hat dieser Herr in seinen Dienst bestellt!

Was antworte ich dem Herrn?
Herr Jesus Christus, du hast uns in deinen Dienst gerufen. Wir dürfen mitwirken an deinem eigenen Werk für die Menschen. Du selbst hast dich zum Diener aller gemacht und bist uns damit Vorbild für unser eigenes Leben mit Gott, für die Menschen. Bewege uns durch deinen Geist, daß wir froh und dankbar dir folgen.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
− Ich kann heute auf Kleines, Unscheinbares achten, wenn ich mich an diesem Herbsttag draußen bewege: Aus Eicheln und Kastanien wachsen große, imposante Bäume!
− Ich kann heute für andere kochen, den Tisch decken, bei irgendeiner anderen Dienstleitung daran denken: Wie toll, daß ich in der Lage bin, das zu machen!
− Ich kann heute beim Gottesdienst daran denken: Hier werden die Verhältnisse umgekehrt: Wir sind bei IHM eingeladen.