Reiche Frucht


Lectio divina zu Joh 15,1-8

Evangelium am Fünften Sonntag der Osterzeit

1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. 2 Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. 3 Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesagt habe. 4 Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. 6 Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. 8 Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Was sagt der Text?
Der Text ist den „Abschiedsreden“ (Joh 13-15) entnommen. Jetzt kommt es darauf an, was wirklich wichtig ist. „Bleiben“ ist ein Schlüsselwort im Johannesevangelium und prägt auch diesen Abschnitt.
Man kann grob in zwei Teile gliedern: V 1-4 und V 5-8 beginnen mit „Ich bin“. Genauer angesehen: V 1-2: Das Bild vom Weinstock wird eingeführt. Es ist allgemein verständlich. V3-4: Das Bleiben der Jünger ermöglicht das Fruchtbringen, weil Jesus in ihnen bleibt. V 5-6: Die Wiederholung des Bildworts verschärft die Bedeutung des Bleibens. V 7-8: Das Bleiben bei Jesus und seinem Wort eröffnet ungeahnte Möglichkeiten und bewirkt reiche Frucht.
Der ganze Text ist gerahmt und zusammengehalten mit dem Hinweis auf den Vater in V 1 und V 8.

Was sagt der Text mir?
– Zwischen Bleiben und nötigem Neuaufbruch gibt es eine Spannung. Beides ist notwendig. Die Frage ist: Was ist zu behalten – wo sind neue Schritte angesagt?
Diese Frage ist dringend für die Zukunft der Gesellschaft, der Gemeinschaften und auch der Kirche.
– Die benediktinische Tradition hat ein eigenes Gelübde der Beständigkeit. Gemeint ist das Bleiben am Ort, im Kloster. Hier bekommt das Bleiben auf dem Weg der Nachfolge, in der Gemeinschaft mit Christus eine konkrete Form.
– Alles ist möglich in der Gemeinschaft mit dem Herrn. Jede Bitte wird erfüllt – märchenhaft? Wieder einmal ist mein Vertrauen gefragt: Glaubst du das?

Was antworte ich dem Herrn?
Gott und Vater, in der Taufe hast du uns in die Lebensgemeinschaft mit Jesus aufgenommen. Mit ihm können wir deine Güte und Treue erfahren. Binde uns fest an IHN, damit wir Leben haben und Frucht bringen für das Leben der Welt, dort, wo du uns hingestellt hast.

Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann heute im Betrachten von blühenden Bäumen und Büschen die Frucht erahnen, die daraus erwachsen wird.
– Ich kann heute wahrnehmen, wo ich mich wie niederlasse, „bleibe“.
– Ich kann heute mit einem Glas Wein die Frucht des Weinstocks genießen.