Wir sind nicht allein
Lectio divina zu Joh 17, 6a.11b-19
Evangelium am Siebten Sonntag der Osterzeit
6a Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. 11b Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir! 12 Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllte. 13 Aber jetzt komme ich zu dir und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. 14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. 15 Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. 16 Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. 17 Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. 18 Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. 19 Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.
Was sagt der Text?
Der Text ist dem letzten Abschnitt der johanneischen Abschiedsreden entnommen. Jesus wendet sich nicht mehr an die Jünger, sondern im Gebet an den Vater. Es geht um die Jünger, die nach dem Hinübergang zum Vater in der Welt leben müssen. 6a.11b-13: „Ich habe ihnen deinen Namen geoffenbart.“ Die Jünger Jesu sind ihm vom Vater gegeben. So lange er bei ihnen ist, sind sie in der Gemeinschaft mit dem Vater behütet. Wenn er von ihnen gegangen ist, soll seine Freude in ihnen bleiben. 14-16: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben.“ Die Jünger Jesu werden abgelehnt und verfolgt, weil die Welt das Wort Gottes nicht ertragen kann. Darin teilen sie das gleiche Schicksal wie ihr Herr. 17-19: „Heiligung“ ist Lebenswidmung. Die Hinwendung zur Wahrheit, die im Wort Gottes erscheint, wird durch den Vater bewirkt. Jesus hat sich selbst den Jüngern hin-gewidmet. Das ist ihre „Ausrüstung“ für die Sendung in die Welt.
Was sagt der Text mir?
– Sorge, damit es gut weitergeht, auch wenn sich die Verhältnisse ändern. Wir treffen ständig Vorkehrungen für Zukünftiges. Das ist ganz im Sinn Jesu.
– „Freude in Fülle“ – und das Jagen nach Glück. Was brauche ich wirklich?
– Die „Wahrheit“ im letzten Abschnitt des Textes, ein Schlüsselwort in Joh, hat zu tun mit dem Geheimnis, das Gott ist. „Nicht lügen“ greift hier zu kurz. Die Wahrheit Gottes, ist sie nicht der Raum, in dem Leben in Fülle gelingt?
Was antworte ich dem Herrn?
Herr, unser Gott, du hast deinen Sohn gesandt, damit wir dich erkennen in deiner Liebe. Sie ist mächtig, uns zu verwandeln und in der Gemeinschaft mit dir die Welt zu gewinnen. Halte uns in deinem Wort, damit es uns begleitet auf allen Wegen, die wir im Auftrag Jesu zu den Menschen gehen. Gib uns das Vertrauen, daß wir darin das Leben finden und Freude in Fülle.
Wie kann ich heute mit dem Text weitergehen?
– Ich kann heute auf die vielen Möglichkeiten achten, die ich habe, um für jemand oder für etwas zu sorgen.
– Ich kann heute, am Ende des Ökumenischen Kirchentags, besonders darum beten, daß die Christen immer mehr zur Einheit finden.
– Ich kann heute mit guten Gedanken Menschen begleiten, von denen ich weiß, daß sie aus der Kirche ausgetreten sind.